Forschungsdaten
Was sind Forschungsdaten?
In ihren Leitlinien für einen angemessenen Umgang mit Forschungsdaten beschreibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft Forschungsdaten als Grundlage der modernen Wissenschaft. Dazu zählen sämtliche Daten, die unmittelbar im Forschungsprozess erfasst, erzeugt oder gewonnen werden. Je nach Fachdisziplin können das etwa Messergebnisse, Erschließungsdaten wissenschaftlicher Sammlungen, Studienerhebungen, Digitalisate historischer Quellen, Zellkulturen, Materialproben, Computerprogramme, Textdateien oder Fragebögen sein. Das Spektrum an Datentypen und -formaten ist vielfältig, so dass jedes Forschungsprojekt einen individuellen Umgang mit den erzeugten Daten erfordert.
Wozu Forschungsdatenmanagement?
Ein verantwortungsvolles Forschungsdatenmanagement (FDM) beschreibt und definiert den Umgang mit digitalen Daten in der Forschung, von der Planung des Forschungsvorhabens, der Datengenerierung über ihre Verwendung, Veröffentlichung und Nachnutzbarkeit bis hin zu ihrer Archivierung oder Löschung. Erfasst werden dabei alle nachhaltigen Verfahren und Methoden zur Handhabung von Forschungsdaten.
Forschungsdatenmanagement beginnt also bereits bei der Planung eines Forschungsvorhabens! Auf diese Weise wird vorausschauend eine dauernde (Nach-)Nutzung erleichtert bzw. erst ermöglicht.
Forschungsdaten haben im Allgemeinen eine deutlich längere Lebensdauer als die ihnen zugrunde liegenden Projekte. Auch nach Ablauf von Förderungsphasen kann es sein, dass Forschende weiterhin an den Daten arbeiten oder diese in Folgeprojekten weiter verarbeiten und ergänzen. Die Daten können auch von anderen Wissenschaftlern unter Berücksichtigung neuer Forschungsfragen wiederverwendet werden. Somit können aus bereits gesammelten Forschungsdaten neue Daten entstehen. Dieser Kreislauf wird mit dem sogenannten 'Lebenszyklus von Forschungsdaten' beschrieben.
In der gegenwärtigen Praxis ist dieser Lebenszyklus oft unterbrochen, da nur einige wenige Daten ihren Weg in eine Publikation finden. Die übrigen Daten geraten auf den lokalen Speichermedien der Forschenden in Vergessenheit oder werden komplett gelöscht und stehen somit einer Nachnutzung nicht mehr zur Verfügung. Das kann mit einem gezielten Forschungsdatenmanagement vermieden werden.
Der Datenlebenszyklus entspricht damit grundsätzlich dem Forschungszyklus. Auch diesem steht zunächst eine Forschungsfrage voran, welche zu Recherchen führt. Die hieraus resultierenden Ergebnisse werden geprüft und publiziert und dienen als Ausgangslage für neue Forschungsfragen.
Im Sinne einer offenen Forschung sollen die in den unterschiedlichen Projekten entstandenen Forschungsdaten FAIR sein. Die GO FAIR-Initiative beschreibt diesen Begriff mit Findable (Auffindbar), Accessible (Zugänglich), Interoperable (Nachnutzbar) und Reusable (Wiederverwendbar).
Der Gedanke dahinter ist, dass Forschungsdaten für die Nachnutzung aufbereitet und zugänglich sind, Daten also so angelegt werden, dass sie auch nach Ende des Forschungsprojekts sinnvoll weiterverwendet werden können. Das bedeutet nicht, dass sämtliche Daten automatisch ohne Einschränkungen nutzbar sein müssen - die FAIR-Prinzipien definieren den Spielraum um Datensätze im Rahmen des rechtlich und technisch Möglichen wiederverwendbar zu gestalten. (vgl. forschungsdaten.info)
Mit ihren eigenen Beiträgen in den Aufgabenbereichen Studium, Lehre, Forschung und Nachwuchsförderung hat sich die Hochschule Osnabrück in für sie, für den Standort und für die Region spezifischen Themenfeldern zunehmend profiliert. Gleichzeitig sieht sich die Hochschule Osnabrück mit ihren Mitgliedern und Angehörigen als Teil der nationalen Wissenschaftsgemeinschaft. Die "Ordnung zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis an der Hochschule Osnabrück" dient aus diesem Grunde nicht nur der Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis wie dies in den Leitlinien der Deutschen Forschungsgemeinschaft skizziert ist, sondern sie konkretisiert zugleich das wissenschaftliche Selbstverständnis aller Mitglieder und Angehörigen der Hochschule Osnabrück als Hochschule für Angewandte Wissenschaften.1
Weiterführende Informationen zur guten wissenschaftlichen Praxis und hinsichtlich ethischer und datenschutzrechtlicher Aspekte bei Forschungsvorhaben finden Sie auf der Seite der Ethik-Kommission der Hochschule Osnabrück
1(beschlossen vom Senat der Hochschule Osnabrück am 18.05.2022, veröffentlicht am 23.05.2022)
Umgang mit Forschungsdaten
Mit einem Datenmanagementplan (DMP) können Sie systematisch beschreiben, wie Sie mit Ihren Forschungsdaten umgehen werden und wie Sie sich die Speicherung, Verzeichnung, Pflege und Verarbeitung Ihrer Daten vorstellen. Eine solche Planung und Dokumentation ist wichtig, um Ihre Daten auch für Dritte interpretierbar und nachnutzbar zu machen.
Sinnvoll ist es, bereits vor Projektbeginn festzulegen, welche Verantwortlichkeiten im Umgang mit Forschungsdaten vorliegen und beispielsweise folgende Aspekte zu klären:
- Welche Daten werden erzeugt und genutzt?
- Um welche Art von Daten handelt es sich?
- Welche Daten sollen oder müssen warum aufbewahrt werden?
- Welche Zusatzinformationen sind für das Verstehen der Daten notwendig?
- Wann erfolgt die Datenauswahl?
- Wie lange sollen die Daten aufbewahrt werden?
- Wann werden die Daten übergeben?
- Wer darf die Daten nutzen?
Ziel des DMP ist es, sich bereits bei der Konzeption des Forschungsprojekts über die Prozesse und Technologien während des gesamten Lebenszyklus von Forschungsdaten klar zu werden.
Um einen solchen DMP zu erstellen, bieten Drittmittelgeber unterschiedliche Vorlagen an, die für den jeweiligen Antrag genutzt werden können. Eine Alternative zu den spezifischen Muster-DMP bietet GRO.plan von der Göttingen eResearch Alliance. Mit diesem Tool kann ein DMP direkt im Browser für unterschiedliche Fachrichtungen erstellt werden.
Das Servicezentrum Open Science steht Ihnen bei Fragen zur Erstellung eines Datenmanagementplans beratend zur Seite. Wenden Sie sich bei Fragen gerne an openscience@hs-osnabrueck.de
Forschungsdaten sind über verschiedene Suchmaschinen recherchierbar. Je nach Fragestellung und Art des Forschungsprojekts kann sich eine andere Suchmaschine für den Sucheinstieg anbieten. Bitte beachten Sie, dass nicht alle Forschungsprojekte über die einzelnen Suchmaschinen gefunden werden können - es empfiehlt sich daher, die Suche an unterschiedlichen Orten durchzuführen. Untenstehend sind einige Suchmaschinen für den Einstieg in die Suche nach Forschungsdaten aufgelistet.
- Be2find ist das FDM-Suchportal von EUDAT, einem europäischen Netzwerk für Forschungsinfrastrukturen. Aktuell sind auf be2find über 1,1 Mio Datensätze gelistet.
- dataCite Commons ist die Suchmaschine von dataCite, dem Dachverband für die Vergabe von DOIs. Hier können Forschungsdaten, Repositorien, Autoren und Organisationen gesucht werden.
- openAIRE (Open Access Infrastructure for Research in Europe) ist ein europaweites Forschungsinformationssystem zur Darstellung und Verknüpfung von Forschungsergebnissen, welches Metadaten aus Repositorien, Archiven, wissenschaftlichen Zeitschriften und anderen Infrastrukturen zusammenträgt. Mithilfe der Datenbank kann nach Forschungsdaten, -Projekten, Software oder Autoren gesucht werden.
- BASE (Bielefeld Academic Search Engine) ist eine übergeordnete Plattform, auf welcher nach Publikationen, Autoren und nach Forschungsdaten gesucht werden kann. Dabei beschränkt sich die Suche nicht nur auf Bielefelder Inhalte, sondern arbeitet bestandsübergreifend.
Um eine hohe Sichtbarkeit Ihrer Forschungsdaten zu erreichen ist es sinnvoll, ein fachspezifisches Repositorium mit einem möglichst großen Bekanntheitsgrad in Ihrem Fachgebiet auszuwählen. Die Plattform re3data listet eine Vielzahl an Repositorien auf, welche nach Fachbereich oder Trägerinstitution gefiltert werden können. Deutschsprachige Repositorien finden Sie auf dem DFG-Portal RIsources.
Wir beraten bei der Auswahl eines einschlägigen Repositoriums für die Publikation Ihrer Forschungsdaten. Wenden Sie sich bei Fragen gerne an openscience@hs-osnabrueck.de
Ansprechpersonen
Bei Fragen zur Recherche oder zur Publikation vor Forschungsdaten sprechen Sie uns gerne an.
Ansprechperson:
Kathrin Schmitt
Telefon: 0541 969 2939
E-Mail: openscience@hs-osnabrueck.de
Bei Fragen zur Förderung von Forschungsvorhaben wenden Sie sich an das Team Forschung, Kooperation, Drittmittel der Hochschule Osnabrück. Gemeinsam beraten wir Sie gerne rund um das Thema Forschungsdatenmanagement.
weiterführende Links
Forschungsdaten.info ist das deutschsprachige Informationsportal zum Forschungsdatenmanagement (FDM).
Mit praxisnahen thematischen sowie fächerzentrierten Artikeln führt die Seite ins Forschungsdatenmanagement ein. Darüber hinaus widmet sich die Seite dem FDM im deutschsprachigen Raum, der NFDI sowie konkreten Praxistipps. Einige ausgewählte Seiten wurden auch ins Englische übertragen.
Beim Registry of Research Data Repositories handelt es sich um ein weltweites Verzeichnis von Forschungsdaten-Repositorien verschiedener Fachdisziplinen. Re3data listet Repositorien für die dauerhafte Speicherung und den Zugang zu Datensätzen für Forscher*innen, Fördereinrichtungen, Verlage und wissenschaftliche Institutionen auf und fördert damit eine Kultur der gemeinsamen Nutzung, eines besseren Zugangs und einer besseren Sichtbarkeit von Forschungsdaten.
Mit RIsources (RI = Research Infrastructure) bietet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Informationsportal zu wissenschaftlichen Forschungsinfrastrukturen an, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Ressourcen und Dienstleistungen zur Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben bereitstellen.
RIsources erschließt Forschungsinfrastrukturen,
- die ein anerkanntes, etabliertes wissenschaftliches und technologisches Angebot bieten,
- die einen freien Zugang erlauben oder diesen über einen transparenten Auswahlprozess auf der Basis von wissenschaftlicher Qualität und Machbarkeit des Projekts regeln,
- die über ein nachhaltiges Management verfügen und eine langfristige Perspektive besitzen.
Das Portal befindet sich im Aufbau, der Datenbestand wird fortlaufend ergänzt und erweitert.
Unter dem Titel FDM-ndsHAW - Forschungsdatenmanagement für die niedersächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften ist an der HAWK Göttingen eine übergeordnete Projektgruppe angesiedelt, welche die niedersächsische Forschungslandschaft im Umgang mit Forschungsdaten unterstützt.
Neben der Hochschule Osnabrück und der HAWK sind die weiteren Projektpartner:
- Hochschule Emden-Leer
- Hochschule Hannover
- Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth
- Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften – Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Auf der Website finden sich Tipps im Umgang mit Forschungsdaten und ein Veranstaltungskalender, in dem die Projektgruppe auf eigene Schulungs- und Beratungstermin hinweist. Arbeitsmaterialien und hilfreiche Dokumente sind in der Academic Cloud hinterlegt.
Die Nationale Forschungsdateninfrastruktur https://www.nfdi.de/ ist ein Zusammenschluss unterschiedlicher Institutionen mit dem Ziel, die technischen Voraussetzungen für den Umgang mit Forschungsdaten im deutschsprachigen Raum zu entwickeln und auszubauen. Dazu haben sich innerhalb des Vereins unterschiedliche Konsortien und Gremien gebildet, von denen nachfolgend einige aufgelistet werden:
Ingenieurwissenschaften
- NFDI4DataScience: NFDI für Datenwissenschaften und Künstliche Intelligenz
- NFDI4Energy: Nationale Forschungsdateninfrastruktur für die interdisziplinäre Energiesystemforschung
- NFDI4Ing: NFDI für die Ingenieurwissenschaften
- NFDI-MatWerk: NFDI für Materialwissenschaft & Werkstofftechnik
- NFDIxCS – Nationale Forschungsdateninfrastruktur für und mit Computer Science
Lebenswissenschaften
- DataPLANT: Daten in Pflanzen-Grundlagenforschung
- FAIRagro: FAIRe Dateninfrastruktur für die Agrosystemforschung
- NFDI4Biodiversity: Biodiversität, Ökologie und Umweltdaten
- NFDI4BIOIMAGE: Nationale Forschungsdateninfrastruktur für Mikroskopie und Bildanalyse
- NFDI4Health: NFDI für personenbezogene Gesundheitsdaten
- NFDI4Microbiota: NFDI für Mikrobiota-Forschung
Naturwissenschaften
- DAPHNE4NFDI: DAten aus PHotonen- und Neutronen Experimenten
- FAIRmat: FAIRe Dateninfrastruktur für die Physik der kondensierten Materie und die chemische Physik fester Stoffe
- NFDI4Cat: NFDI für Wissenschaften mit Bezug zur Katalyse
- MaRDI: Mathematische Forschungsdateninitiative
- NFDI4Chem: Fachkonsortium Chemie in der NFDI
- NFDI4Earth: NFDI-Konsortium für Erdsystemforschung
- PUNCH4NFDI: Teilchen, Universum, Kerne und Hadronen für die NFDI